Science Fitness

Fasten Mythos #5: “Esse Eiweiß alle 2-3 Stunden” // “Der Körper kann nur 30g Eiweiß pro Mahlzeit aufnehmen.”

Mai, 2021

Johannes Steinhart, Biomedizin (M.Sc.) & Trainer des Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung e.V.

Jedes mal, wenn du etwas wirklich Verrücktes hörst, solltest du dich fragen: „Macht das aus evolutionärer Sicht Sinn?“. Dies ist ein schneller Weg herauszufinden ob etwas wahr sein könnte oder ein eher kompletter Unsinn ist. Hier haben wir ein Beispiel aus letzterer Kategorie. Denkst du, wir wären heute noch hier, wenn unsere Körper nur 30g Eiweiß pro Mahlzeit aufnehmen könnten?

Die einfache Wahrheit ist, dass mehr Eiweiß schlicht und ergreifend einen längeren Zeitraum braucht, um verdaut, aufgenommen und verwertet zu werden.

Konkrete Zahlen: Eine Standardmahlzeit ist selbst nach fünf Stunden noch nicht komplett verdaut. Aminosäuren werden nach wie vor ins Blut aufgenommen und zur Muskulatur transportiert. Du bist immer noch in einem „anabolen Zustand“. Dabei handelt es sich um eine Standardmahlzeit: 600 kcal, 75g Kohlenhydrate, 37g Eiweiß und 17g Fett.1Capaldo B, Gastaldelli A, Antoniello S, Auletta M, Pardo F, Ciociaro D, Guida R, Ferrannini E, Saccà L. Splanchnic and leg substrate exchange after ingestion of a natural mixed meal in humans. Diabetes. 1999 May;48(5):958-66. PubMed PMID: 10331398.

Das beste ist: Es war eine Pizza. Ein verarbeitetes Lebensmittel, das relativ gesehen eher schnell absorbiert wird.

Denke mal darüber nach. Wie lange würde dann wohl ein dickes Steak (mit dem doppelten Eiweißgehalt des vorherigen Beispiels) und dazu ein Berg von Gemüse reichen? Mehr als zehn Stunden, das ist sicher. Die Zusammensetzung der Mahlzeit spielt eine wichtige Rolle bei der Aufnahmegeschwindigkeit, vor allem, wenn es um Eiweiß geht.

Die Art des Eiweißes, Ballaststoffe, Kohlenhydrate und vorherige Mahlzeiten beeinflussen alle die Zeit, wie lange man eine konstante Eiweißversorgung gewährleistet.

Kommentare (8)

  1. Thorsten sagt:

    Hallo zusammen, bin Typ-1-Diabetiker (absoluter Insulinmangel und auf regelmässige Insulin-injektionen angewiesen): kann ich die HSD machen ohne Angst, dass mein Zucker „verrückt“ spielt oder würdet Ihr mir generell abraten ? Besten Dank für die Antworten und viele Grüße, Thorsten

    1. Johannes Steinhart, Biomedizin (M.Sc.) & Trainer des Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung e.V. sagt:

      Am besten mit einem guten Arzt besprechen, der sich damit auskennt. Die HSD ist eine Diät mit sehr wenigen Kohlenhydraten und verändert deinen Zuckerhaushalt und damit Insulinbedarf sehr stark.

  2. Gregor sagt:

    Hallo,

    zu viel Eiweiß wird in Energie umgewandelt, daher nur 30 gr.

    MfG

    1. Dr. med. Dominik Dotzauer sagt:

      Nein.

    2. chris sagt:

      Das ist schon eine Hausnummer, so einen Kommentar unter einen Artikel mit diesen Titel zu platzieren. :)

  3. Veronica sagt:

    Super, vielen Dank für den klärenden Artikel! Diese Diät-Lüge ist mir zwar noch nicht begegnet, aber falls es mal der Fall sein sollte, weiß ich, was ich antworten kann. Wenn es so wäre, müsste man sich auch fragen, warum man recht schnell Muskeln aufbauen kann mit genügend Eiweißzufuhr. Manche Menschen denken aber auch nicht genügend nach.

    Ich fahre übrigens auch mit mehreren Mahlzeiten am Tag sehr gut. Zwei größere und den Rest kleinere Mahlzeiten. So lange ich in meinem Kalorienhaushalt bleibe, passt auch alles und mein Körper kommt super damit zurecht.

    Liebe Grüße

    Veronica

  4. Escher sagt:

    Moin,ich habe erst letztens irgendwo im i-net gelesen, dass SS und HIIT (in Form von Sprints,an den Pausentagen) nicht gut zusammenpassen, weil die beine ja dann so gut wie jeden Tag stark belastet werden. Aus „evolutionärer“ Sicht find ich das seltsam, deswegen wollte ich hier nochmal fragen ob es nun stimmt oder quatsch ist.

  5. Olli sagt:

    Es ist richtig, dass die Anzahl der Mahlzeiten und die Menge an Eiweiß pro Mahlzeit, wenn überhaupt, nur eine marginale Rolle spielt.

    Allerdings denke ich dennoch, dass es durchaus sinnvoll sein kann den täglichen Kalorienbedarf auf mehr als drei Mahlzeiten aufzuteilen.

    Was am Besten ist, kommt meiner Meinung nach auf die jeweilige Person an. Der eine kommt mit 3 oder 4 Mahlzeiten am Tag super zurecht. Und der andere fühlt sich mit 6 Mahlzeiten wohler.

    Das wichtigste ist doch schließlich, dass man seinen Diät- bzw. Ernährungsplan dauerhaft durchzieht – egal mit wie vielen Mahlzeiten. Und das kann man nur, wenn man ihn nach seinen Bedürfnissen optimiert hat.

    Viele Grüße
    Olli

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Johannes Steinhart ist Master of Science (M.Sc.) in Biomedizin & Ernährungswissenschaften sowie Fitnesstrainer der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV). Seine Passion ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Abnehmen, Muskelaufbau und Gesundheit unabhängig, verständlich und praxisnah darzustellen und verbreitete Unwahrheiten zurückzudrängen. Johannes ist Gründer von science-fitness.de (SF). Jedes Jahr erreicht er über 2 Mio. Leser. Außerdem ist er Autor von aktuell 6 Büchern. Mehr.

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