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Quecksilber und Thunfisch


Sub

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Man hört und liest ja häufiger, dass Thunfisch mit Quecksilber belastet sein soll und dass der übermäßige Verzehr von Thunfisch deshalb gesundsheitsschädigend wäre.

 

 

Gibt es zu diesem Thema vernünftige wissenschaftliche Studien/Ergebnisse?

Gibt es einen Richtwert oder so, nach welchem man eine bestimmte Menge Thunfisch pro Tag oder Woche ohne gesundheitliche Gefahren essen kann?

 

 

Bitte keine pauschalen Tipps wie: "Einfach weniger/gar kein Thunfisch essen" :P

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Mic hat kürzlich ein Video genau zu dem Thema gemacht:

 

Hier mal meine beide Kommentare, die ich zu dem Video schrieb:

 

Wenn ich mal meinen klugscheißerischen Senf dazu geben darf... (bin Doktorandin in der Chemie und habe daher ein wenig Ahnung davon ;)) ppm ist eine ganz simple Einheit, es bedeutet einfach so wie du gesagt hast parts per million. Normalerweise bezieht sich das auf den Massenanteil, d.h. die Angabe 1 ppm Quecksilber bedeutet, dass ein Millionstel der Gesamtmasse Quecksilber ist, oder anders ausgedrückt 1 mg/kg oder auch 1 µg/g. Da braucht es keinerlei Umrechnungsfaktoren.

Was die angesprochene Thematik allerdings durchaus kompliziert macht ist die Tatsache, dass sich die Angabe rein auf den Gehalt an Quecksilber bezieht und dabei nicht zwischen verschiedenen Quecksilberverbindungen unterschieden wird. So werden z.B. organische Quecksilberverbindungen viel besser resorbiert als anorganische oder als elementares Quecksilber.

Was außerdem eigentlich falsch ist, ist Gehalte von Null anzugeben, was ja theoretisch bedeuten würde, dass kein einziges Quecksilberatom enthalten ist, was praktisch unmöglich ist. Richtig wäre es anzugeben, dass der Gehalt unterhalb der Nachweisgrenze der Analysenmethode lag (oder dritte Möglichkeit: es wurde etwas nachgewiesen, der Gehalt lag aber unterhalb der Bestimmungsgrenze und ist daher nicht quantifizierbar), wobei es dann für die praktische Relevanz noch wichtig wäre wie hoch die Nachweisgrenze war. Wenn in einer Probe nichts nachgewiesen wurde, die Nachweisgrenze aber bei 0,1 ppm lag und in einer anderen Probe werden 0,2 ppm als Gehalt angegeben, dann ist das schon nicht unwichtig.

Mal abgesehen davon sollte jede vernünftige Angabe eines Analysenergebnisses eigentlich immer auch eine Messunsicherheit beinhalten, aber auch das wird in Veröffentlichungen leider viel zu selten beachtet.

 

Achso, eins fällt mir noch auf: Die angegebene Obergrenze von 0,3 mg pro Woche bezieht sich natürlich auf die gesamte Aufnahme, d.h. wenn man noch andere Sachen außer Thunfisch isst, sollte man vielleicht nicht unbedingt allein mit dem Thunfisch an der Obergrenze kratzen ;) Ich esse selbst sehr gern Thunfisch, versuche da aber deshalb auch etwas vorsichtig zu sein.

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Danke für den Link :)

 

Gehen wir mal davon aus, dass jemand jeden Tag eine Dose Thunfisch isst. Das entspricht in etwa einem (1) kg (7 * 150g).

Wenn man dabei den normalen Thunfisch aus der Dose isst mit 0,128 mg/kg hätte man nach einer Woche 0,128 mg Quecksilber aufgenommen und würde unter dem Wert von 0,3 mg pro Woche liegen. Also unbedenklich^^

Bei den beiden anderen Thunfischarten, die Mic vorstellt, würde man aber drüber liegen.

Die ganzen Abweichungsmöglichkeiten und verschiedenen Quecksilberverbindungen mal außen vor gelassen.

 

In den anderen Links, die unter dem Video zu finden sind, sind viel geringe Obergrenzen zu finden.

Nach der EG Verordnung 1881/2006 dürfte eine 70kg schwere Person nur 0,112 mg Quecksilber pro Woche essen. Man wäre also schon mit dem ungefährlichsten Thunfisch hart an der Grenze, wenn man jeden Tag eine Dose essen würde.

Die EPA sieht für eine 70kg schwere Person sogar eine Obergrenze von 0,049 mg Quecksilber pro Woche vor. Man dürfte also nur noch 3 Dosen pro Woche von dem ungefährlichsten Thunfisch essen.

 

 

Die Frage, die sich nun stellt, ist, welche Obergrenze am sinnvollsten ist. Sind die tieferen Werte einfach viel zu sicher und 0,3 mg pro Woche sind in Ordnung oder ist der Wert der WHO von 0,3 mg pro Woche fahrlässig gewählt?

 

Würde mich über weitere Meinungen und Literatur freuen :)

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Deutsche Probenergebnisse und Einschätzung des BfR (die als public health-Behörde eher auf der vorsichtigen, konservativen Seite liegen):

 

http://www.bfr.bund....ischverzehr.pdf (detailliert, mit Proben)

http://www.bfr.bund....chraenken.pdf (dto)

http://www.bfr.bund....ebensmittel.pdf (kompakt; Quecksilberaufnahme durch Fisch und restliche Nahrung)

 

Das Quecksilber liegt zu >90% als Methylquecksilber vor.

 

Obergrenze: Das ist ja keine Schwarz-Weiß-Barriere, sondern immer eine kombinierte, multifaktorielle Entscheidung. Da spielen neben der rein medizinischen Grenzwerten (die selbst schon probabilistische sind) noch wirtschaftliche, ja selbst kulturelle (Alkohol vs Cannabis) Faktoren eine Rolle. Insgesamt sind Behörden eher vorsichtig; aber es können sich Grenzwerte natürlich bei fortschreitender Forschung als zu niedrig als auch unnötig hoch herausstellen. Beides möglich.

 

Einfach nicht sehr viel Thunfisch essen - so ok, Sub? :)

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Was genau ist denn dann "sehr viel"? :P

 

Wenn ich sagen würde, dass ich 20 Dosen in der Woche essen, würde man mir wohl raten, nur noch die Hälfte zu essen.

 

Würde ich sagen, dass ich 8 Dosen in der Woche esse, würde man mir wohl genauso raten, nur noch die Hälfte zu essen :P

 

Wie viel sollte ich also deiner Meinung nach maximal essen, unabhängig davon, wieviel ich aktuell tatsächlich für gewöhnlich esse?^^

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Hintern hoch, Sub!

 

Wenn du konkrete Zahlen wissen möchtest, nimm dein Körpergewicht, schau deinen Verzehr an (Fischart und -verkaufsform) und schau die empfohlene Höchstzufuhr von Quecksilber pro Woche an (müsste sowas wie "Tolerable Intake Level" heißen). Dann weißt du, wieviel du davon essen kannst, um unter diesen Wert zu bleiben. Hab die Daten leider nicht auswendig im Kopf, aber in den links stehen sie alle.

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"Das CONTAM-Gremium hat unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Toxizität dieser Formen von Quecksilber einen TWI-Wert von 4 µg/kg Körpergewicht (KG) für anorganisches Quecksilber sowie einen TWI-Wert von 1,3 µg/kg KG für Methylquecksilber festgesetzt."

Wären bei 75kg Körpergewicht 300 Mikrogramm bzw. 0.3 Milligramm (organisches Quecksilber) und 100 Mikrogramm bzw. 0.1 Milligramm.

 

"Basierend auf epidemiologischen Studien hat der Gemeinsame Sachverständigen Ausschuss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN und der WHO die höchst zulässige Aufnahme von organischem Quecksilber auf 1,6 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Woche begrenzt. Die Europäische Kommission hat diesen Wert für Gesamtquecksilber übernommen (Europäische Kommission 2006)."

Wären bei 75kg Körpergewicht 120 Mikrogramm pro Woche (= 0,12 Milligramm)

 

 

Mittlerer Gehalt für Thunfisch: 0.16 mg/kg

Isst Du ein Kilo Thunfisch = 0.16 mg Quecksilber zu Dir genommen

 

Ergo darfst Du:

Nimmst Du 0.3 mg pro Woche als Richtwert: 1875 Gramm/12-13 Dosen pro Woche (270 g pro Tag, ca 2 Dosen pro Tag)

0.112 mg pro Woche: 700 Gramm / 4-5 Dosen pro Woche (100g pro Tag, alle 2 Tage ne Dose)

0.049 mg pro Woche: 300 Gramm / 2 Dosen pro Woche ( 45g pro Tag, alle 3 Tage ne Dose)

Hierbei nicht berücksichtigt, dass es noch andere Quecksilberquellen gibt. Würde mich aus Gründen der Überfischung aber ohnehin an maximal 1-2 Dosen pro Woche orientieren.

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Hintern hoch, Sub!

 

Wenn du konkrete Zahlen wissen möchtest, nimm dein Körpergewicht, schau deinen Verzehr an (Fischart und -verkaufsform) und schau die empfohlene Höchstzufuhr von Quecksilber pro Woche an (müsste sowas wie "Tolerable Intake Level" heißen). Dann weißt du, wieviel du davon essen kannst, um unter diesen Wert zu bleiben. Hab die Daten leider nicht auswendig im Kopf, aber in den links stehen sie alle.

 

:D

 

Dann hab ich deinen Post wohl missverstanden. Hab die verlinkten Artikel nur kurz überflogen und bin dann davon ausgegangen, dass diese keine nicht schon von mir oben bzw. Mic genannte Empfehlung geben, weil du so pauschal geschrieben hast, dass ich halt einfach nicht "sehr viel" essen sollte^^ Als wenn dies sozusagen deine Zusammenfassung der Artikel wäre, die eben nicht sehr konkret sein kann.

 

 

"Das CONTAM-Gremium hat unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Toxizität dieser Formen von Quecksilber einen TWI-Wert von 4 µg/kg Körpergewicht (KG) für anorganisches Quecksilber sowie einen TWI-Wert von 1,3 µg/kg KG für Methylquecksilber festgesetzt."

Wären bei 75kg Körpergewicht 300 Mikrogramm bzw. 0.3 Milligramm (organisches Quecksilber) und 100 Mikrogramm bzw. 0.1 Milligramm.

 

"Basierend auf epidemiologischen Studien hat der Gemeinsame Sachverständigen Ausschuss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN und der WHO die höchst zulässige Aufnahme von organischem Quecksilber auf 1,6 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Woche begrenzt. Die Europäische Kommission hat diesen Wert für Gesamtquecksilber übernommen (Europäische Kommission 2006)."

Wären bei 75kg Körpergewicht 120 Mikrogramm pro Woche (= 0,12 Milligramm)

 

 

Mittlerer Gehalt für Thunfisch: 0.16 mg/kg

Isst Du ein Kilo Thunfisch = 0.16 mg Quecksilber zu Dir genommen

 

Ergo darfst Du:

Nimmst Du 0.3 mg pro Woche als Richtwert: 1875 Gramm/12-13 Dosen pro Woche (270 g pro Tag, ca 2 Dosen pro Tag)

0.112 mg pro Woche: 700 Gramm / 4-5 Dosen pro Woche (100g pro Tag, alle 2 Tage ne Dose)

0.049 mg pro Woche: 300 Gramm / 2 Dosen pro Woche ( 45g pro Tag, alle 3 Tage ne Dose)

Hierbei nicht berücksichtigt, dass es noch andere Quecksilberquellen gibt. Würde mich aus Gründen der Überfischung aber ohnehin an maximal 1-2 Dosen pro Woche orientieren.

 

Die gleiche Rechnung habe ich ja oben selbst schon durchgeführt (nur für 70kg schwere Person).

 

Hier liegt einfach meiner Meinung nach eine zu krasse Spanne vor: 2 Dosen Thunfisch pro Woche vs. 12-13 Dosen Thunfisch.

 

Von daher such ich einfach weitere Infos, die mir sagen, dass ich mich z.B. einfach an den höchsten aller existierender Richtwerte halten kann^^

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Da hat jemand Sub und mir das Nachschauen abgenommen :) .

 

Wichtig ist, dass der Methylquecksilbergehalt der limitierende Faktor ist, da er bei Thunfisch über 90% des Gesamtquecksilbergehaltes ausmacht und der weitaus problematischere ist. Also der: 1,3micg/kg KG. Bei dem 75kg-Menschen also rund 0,1mg Methylquecksilber pro Woche.

 

In den BfR-Proben liegt Thunfisch nur bei Konserven mit Aufguss so niedrig. Bei den anderen Formen waren es schon 0,3mg/kg Methylquecksilber.

 

Demnach ist es bei den Konserven mit Aufguss unter ein Kilogramm wöchentliche Zufuhr. Bei anderen Formen ca. 300 Gramm. Da Fisch nicht den ganzen (wenn auch sehr großen) Teil des Methylquecksilber in der Zufuhr darstellt, würde ich nochmal drunter bleiben. Wenn eine Dose Thunfisch also 150g ist, dann für einen 75kg-Menschen sechs Dosen pro Woche, um unter dem TWI zu bleiben.

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Geringe Menge?

 

Komm mal nach Bayern, dann siehst du, was eine geringe Menge ist! :D

 

Hab noch nie in Bayern außerhalb von Kasernen gegessen, deswegen hab ich jetzt keine Ahnung, ob das ironisch gemeint ist :D:(

 

Würde das aber jetzt so deuten, dass ihr wirklich nie Thunfisch in Bayern esst. Richtig?^^

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Haha, es war das gemeint http://de.wikipedia.org/wiki/Menge_%28Bet%C3%A4ubungsmittelrecht%29#Geringe_Menge_bei_Cannabisprodukten

 

Man merkt allerdings, dass auch ich da nicht sehr bewandert bin, weil die geringen Mengen anscheinend schon lange fast bundesweit angeglichen wurden.

 

Essensmengen dagegen dürften am oberen Ende des deutschen Spektrums liegen. Bier sowieso.

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