Myo-Reps: Ein Trainingssystem für maximales Muskelwachstum in kürzester Zeit
Autor: Johannes Steinhart, M.Sc. Biomedizin und Ernährungswissenschaften // Trainer, deutsche Fitnesslehrer Vereinigung

Myo-Reps sind ein Rest-Pause-System, entwickelt von Borge Fagerli. Es ist eine Trainingsmethode für maximale Hypertrophie, die für fortgeschrittene Trainierende und darüber hinaus infrage kommt.
Freundlicherweise wurde FE die Erlaubnis erteilt, die Erklärung der Myo-Reps aus dem englischen Originalartikel anzubieten. In diesem Artikel sind noch einige Hintergründe zu finden, bevor die Myo-Reps genau erklärt werden. Wir steigen direkt mit dem Praxisteil ein:
Der Myo-Reps-Satz: Von Anfang bis Ende
Vereinfacht gesagt müssen wir ein ausreichend schweres Gewicht für eine ausreichende Anzahl von Sätzen und Wiederholungen ausreichend oft bewegen, um optimalen Muskelaufbau zu erzielen. Es gibt viele Möglichkeiten, dies zu erreichen. Myo-Reps sind ein sehr zeiteffizientes und produktives Werkzeug, das sich lohnt, im Repertoire zu haben.
Tipp: Verliebe dich nicht in EINEN Wiederholungsbereich oder EINE Trainingsmethode, wenn du maximale Ergebnisse erzielen willst. Geplante und strategische Variation, hohe und leichte Gewichte, hohes und niedriges Volumen, hohe und niedrige Frequenz sind erforderlich, wenn du maximale Ergebnisse willst. Aber das ist ein umfangreiches Thema und soll für spätere Artikel aufgehoben werden.
Schauen wir uns an, wie man ein Myo-Reps-Satz von Anfang bis Ende durchführt.
Ich empfehle 2-3 Aufwärmsätze mit progressiv ansteigendem Gewicht von 8-12 Wiederholungen vor dem Arbeitssatz. Damit wird eine neuronale Bereitschaft gewährleistet und zusätzliches Volumen erzielt. Außerdem bestimmst du mit diesem Satz dein Kraftniveau an diesem Trainingstag. (Mit leichten Gewichten kann man auch nach dem allgemeinen Aufwärmen direkt mit einem Myo-Reps-Satz beginnen.)
- Wähle ein Gewicht, mit dem du 9-20 Wiederholungen ausführen kannst (je nach Übung und Trainingsplanung). Manchmal gehe ich sogar höher, bis zu 25-40 Wiederholungen. (Edit: 2016: Normalerweise wähle ich 30% des 1RM für Anfänger, 40% des 1RM für Fortgeschrittene und 50% des 1RM für die Elite.)
- Mach so viele Wiederholungen, bis du beim Muskelversagen angelangst oder 1-2 Wiederholungen weniger. Das Muskelversagen merkt man daran, dass die Ausführungsgeschwindigkeit merklich langsamer wird. Dies war nun dein „Aktivierungs-Satz“, mit dem du 100% Muskelfaseraktivierung erreichst. Bis zum Muskelversagen zu trainieren, ist keine absolute Notwendigkeit – 1-2 Wiederholungen „im Tank“ zu lassen, wird dir in den kommenden Sätzen erlauben, mehr Wiederholungen insgesamt zu machen, wie wir gleich sehen werden.
Wenn du den Bewegungsumfang (engl. „Range of Motion“, ROM) etwas verkleinerst, imitierst du den Okklusionseffekt und erreichst schneller eine hohe Muskelfaseraktivierung. Zum Beispiels geht das, indem du 10% der oberen und unteren ROM weglässt.
- Nun kommt der wichtige Teil: Nach dem Aktivierungssatz legst du das Gewicht in die Ablage. Jetzt atmest du 3-5x tief ein und wieder aus. Dann nimmst du das Gewicht wieder aus der Ablage und machst 3-5 Mini-Sätze mit jeweils 3-5 Wiederholungen (bleibe in der Nähe des Muskelversagens in jedem Mini-Satz).
Indem du die Pausenzeiten kurz gestaltest, behältst du eine hohe muskuläre Ermüdung bei und dadurch eine sehr hohe Muskelfaseraktivierung. Alle Wiederholungen der Mini-Sätze sind nun effektive Wiederholungen. Ich vereinfache die Pausenzeiten, indem ich nur tiefe Atemzüge zähle. (..) Mit schwereren Gewichten kannst du auch bis zu 30 Sekunden pausieren, mit niedrigeren Gewichten sind 5-15 Sekunden angebracht, um die Muskelfaseraktivierung hochzuhalten. (Edit 2016: Ich nutze Myo-Reps-Training heutzutage kaum noch mit schweren Gewichten. Als metaboler Stimulus ist es viel nützlicher.)
- Beende deinen Myo-Reps-Satz, wenn du die letzten Wiederholungen eines Mini-Satzes nicht mehr ausführen kannst.
Beispiele (richtig):
- 20 +4+4+4+3
- 22 +3+3+3+3+3
- 18 +5+4
Beispiele (falsch):
- 20 +4+4+4+3+3 (Richtig wäre: nach dem ersten Mini-Satz mit 3 Wdh. aufhören)
- 22 +3+3+3+3+3+3+3+3+3 (Richtig wäre: nach 5 Mini-Sätzen stoppen)
- 18 +5+4+3+2 (Richtig wäre: nach dem ersten Mini-Satz mit 3 Wdh. aufhören)
Schau dir den Unterschied zwischen traditionellem 3×20 Wdh.-Training gegenüber einem Myo-Reps-Satz an. „*“ bedeutet eine „effektive“Wiederholung:
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15* 16* 17* 18* 19* 20*
- 1-2 min. Pause
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14* 15* 16* 17* 18* (Beim zweiten Satz schafft man typischerweise nicht mehr als 20 Wdh.)
- 1-2 min. Pause
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12* 13* 14* 15* 16*
Nun hättest du 54 Wiederholungen in 6 Minuten gemacht. 15 Wiederholungen davon waren „effektive“ Wiederholungen (= mit ausreichend hoher Muskelfaseraktivierung).
Nun ein Satz Myo-Reps:
- Aktivierungssatz: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15* 16* 17* 18* 19* 20* – 15 sek. Pause –
- Mini-Sätze: 1* 2* 3* 4* 5* – 15 sek. Pause – 1* 2* 3* 4* 5*- 15 sek. Pause – 1* 2* 3* 4* 5*- 15 sek. Pause – 1* 2* 3* 4* 5* – 15 sek. Pause – 1* 2* 3* 4*
So hättest du insgesamt 34 Wiederholungen in 2,5 Minuten gemacht. 29 Wiederholungen waren „effektive“ Wiederholungen.
Das Versprechen ist, Ermüdung gut zu managen und mehr Arbeit in weniger Zeit zu absolvieren. Daher müssen in einem Myo-Reps-Satz Wiederholungen und Pausenzeiten angemessen gemanagt werden.
Autoregulation: Dein Weg zu besseren Ergebnissen
Es gibt zwei Wege, um das Volumen zu regeln: Erstens kannst du eine Gesamtzahl an Wiederholungen für eine Übung festlegen. Ich empfehle mindestens 10 zusätzliche Wiederholungen nach dem Aktivierungssatz. Ein Beispiel: 12 +3 +3 +2 +2 (12 Wdh. Aktivierungssatz und insgesamt 10 Mini-Wiederholungen).
Ein leichteres Gewicht benötigt generell mehr Volumen: 20 +5 +5 +5 +5 +5 (20 +25), was ebenfalls ein sinnvoller Myo-Reps-Satz ist. Allgemein machst du einfach Mini-Sätze mit 2-5 Wiederholungen, bis du die Gesamtzahl an Wiederholungen erreichst.
Die zweite Vorgehensweise (von mir bevorzugt) ist Autoregulation. Dabei nutzt du einige Regeln, die die Gesamtzahl an Wiederholungen automatisch abhängig von deinem Befinden und deinem Erholungsgrad steuern.
Autoregulationsregeln:
Die ersten beiden Zahlen geben die Wiederholungen im Aktivierungssatz an. Die Zahl nach dem “+” zeigt, aus wie vielen Wiederholungen die Mini-Sätze bestehen.
- 6-8 +2x
- 9-12 +3x
- 12-15 +4x
- 15-20 +5x
- 20-25 +6x
Beispiel: 9-12 +3x sieht wie folgt aus: 100 kg x10 +3 +3 +3 +3 +2 – im letzten Satz war es nicht mehr möglich, alle 3 Wiederholungen zu absolvieren. Damit wird die Übung beendet.
So funktioniert Autoregulation:
Sagen wir, du hast gut geschlafen, gut gegessen und einen freien Tag gehabt. Du fühlst dich großartig und komplett erholt. Das 9-12 + 3x Protokoll würde dann so aussehen:
- 100kg x 12 +3+3+3+3+3+3+3+2
Aber wie würde es aussehen, wenn du in der Nacht davor beim Junggesellenabschied deines Bruders ein wenig zu viel getrunken hast, deine Freundin mit dir Schluss gemacht hat, die Katze vom Nachbarn dich wach gehalten hat und du schon seit 3 Monaten ein strenges Kaloriendefizit fährst? Eher so:
- 100kg x8 +3+2
Weniger Arbeit zu verrichten, wenn deine Erholungs- und Adaptationsreserven beeinträchtigt sind, macht logisch und praktisch betrachtet sehr viel Sinn. Du wirst sehr wahrscheinlich das nächste Mal stärker zurückkommen (sofern du nüchtern bleibst, aufhörst abzunehmen und mit deiner Freundin wieder zusammenkommst) anstatt dich mit der gleichen Arbeitslast zu quälen, die du geplant hattest. Oder statt dich für dein Versagen mit mehr Arbeitssätzen und sogar Reduktionssätzen zu bestrafen.
Stimulieren, nicht zerstören, das ist die Devise.
Du wirst mit der Zeit bemerken, dass verschiedene Muskeln und Übungen unterschiedliche Erholungsraten und Volumentoleranzen haben. Wenn du immer etwas wie 8 +3+2 herausbekommst, empfehle ich folgende Anpassungen:
- Verwende 9-12 +2, anstatt +3x (oder +3x anstatt +4x)
- Mache längere Pausen im Myo-Reps-Satz. Z.B.: 15 tiefe Atemzüge anstatt 10.
- Wenn du im Aktivierungssatz bis zum absoluten Muskelversagen gehst, empfehle ich stark, den Satz für einige Zeit 1-2 Wiederholungen vor dem Muskelversagen zu beenden. In den letzten Wiederholungen gibt es nicht viel zu erreichen in Sachen Muskelfaserrekrutierung – jedoch steigt die neuronale Belastung stark. Die Wiederholungen, die du weniger machst, kannst du einfach durch mehr Wiederholungen am Ende wieder ausgleichen.
Wenn deine Erholungsgeschwindigkeit und deine Volumentoleranz außergewöhnlich gut ist und du einfach immer mit +3x weiter vorankommst, empfehle ich die gegenteilige Strategie: +4x, kürzere Pausen, näher am Muskelversagen arbeiten.
Übrigens kannst du auch mehr Wiederholungen im Myo-Reps-Satz machen, indem du deinen Bewegungsradius verkürzt und Teilwiederholungen machst.
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Über den Autor

Johannes Steinhart
Johannes Steinhart ist Master of Science (M.Sc.) in Biomedizin & Ernährungswissenschaften sowie Fitnesstrainer der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV). Seine Passion ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Abnehmen, Muskelaufbau und Gesundheit unabhängig, verständlich und praxisnah darzustellen und verbreitete Unwahrheiten zurückzudrängen. Johannes Steinhart ist Gründer von fitness-experts.de (FE) und fitladies.de. Jedes Jahr erreicht er mit diesen Projekten über 2 Mio. Leser. Außerdem ist er Autor von aktuell 6 Büchern. Mehr über FE erfahren.
Hi!
Børge empfiehlt maximal 4-6 Wochen myo reps only zu machen, sprich alle Übungen mit myo reps. Als Begründung schreibt er folgendes: „I could argue both ways, Myo-reps seems to activate certain pathways inherent to occlusion training – some of which research still haven’t quite figured out yet – so I’m not completely against keeping it in the program for longer periods of time.
The main premise behind my recommendation of cycling it in and out is simply because it seems to work via satellite cell activation but also seems to push adaptions more towards the strength-endurance continuum (via AMPK). So periods of increasing SC activation would increase the potential for muscle growth, combined with heavier loading to complete the process of SC differentiation and hypertrophy. I would then cycle off it and focus on the heavier loading for a while, until gains seems to slow down again – then bring Myo-reps back in to reinitiate the process, while also allowing some improved recovery time for connective tissue etc.
It all depends on how you incorporate it:
1. As a stand-alone program I would only run it for 4-6 weeks.“
Was ist eure Meinung dazu, falls man dauerhaft ein myo reps only Programm aus Zeitgründen machen wollte? Stimmt ihr dem zu oder weicht eure Meinung ab?
Borge weiß in der Regel wovon er spricht. Daher pflichte ich da weitestgehend bei. Es ist bekannt das MyoReps eine sehr belastende Angelegenheit sein können. Daher sollte man sie gezielt einsetzen. Ich sehe neben dem von Borge vorgeschlagenen 4-6 Wochen noch andere Möglichkeiten: Entweder die Menge an Myoreps beschränken. Oder immer nur ein paar Übungen mit MyoReps bearbeiten, während die anderen Übungen konventionell trainiert werden.
Hab ne kurze frage. Kanns sein dass der Artikel nicht komplett angezeigt wird in letzter zeit? Finde weder was zum Gewichte steigern, noch zur übungsauswahl die sich für myo reps anbietet. Übersehe ich da irgendwie was?
kann man bei jeder trainingseinheit myo reps anwenden? und bringt es auch für den muskelaufbau was?
danke im voraus
lg
Hi, will Myo-Reps in einem alternierenden GK ausführen.
Mache ich dann für eine Muskelgruppe auch immer nur eine Übung? Sprich einen kompletten Myo-Satz und das wars dann mit der Muskelgruppe?
Bist du ein fortgeschrittener Trainierender?
Ich würde gern zu meinem Körpergewichtstraining 1 bis maximal 2 mal die Woche in den Kraftraum gehen.
Kann ich hier mit nur Myo-Reps arbeiten? Also 2 Aufwärmsätze 1 Aktivierungssatz 8-12 +3…
2 x Brust
2 x Rücken
2 x Beine (Strecker / Beuger)
2 x Schultern
2 x Bizeps
2 x Trizeps
Wie gesagt es ist „nur“ zusätzlich.
Kannst du. So wie du dein Training beschreibst bist du aber noch nicht sonderlich weit fortgeschritten. Da ist es oft sinnvoller erstmal „normal“ zu trainieren. Für weitere Beratung bitte im Forum anfragen.
Hallo, mich würde mal interessieren ob myo Reps auch während der Diät Sinn machen, oder lieber klassisch weiter trainieren und myo reps für die bulking Phase nutzen?!
Danke schonmal im vorraus und vor allem für diesen super geschriebenen ausführlichen Artikel.
Ich muss dazu sagen das ich aktuell in einem 5er Split nach Hetfield trainiere, welcher jede Muskelgruppe, bis auf Beine, Waden und Schultern (Da diese besonders ausgeprägt sind) 2x die Woche abdeckt. Ich trainiere also ein sehr hohes Volumen. Meine trainingserfahrung umfasst 7 Jahre und meine Aktuelle Ernährung basiert momentan auf einem Mix aus IF und CBL. Da ich allerdings gerne das Volumen senken aber die intensität anziehen würde, wären Myo reps eine willkommene Abwechslung.
In der Diät nicht das Training wechseln.
Ich habe mich evtl. etwas falsch ausgedrückt, fahre nicht wirklich eine Diät im Sinne einer Gewichtsabnahme, mein Fokus liegt auf Body Rekomposition. Also weder straight Diät noch Bulking. Deshalb die Frage.
Bei deiner Trainingserfahrung musst du selber austesten, was für dich funktioniert.
Ansonsten das machen, was zu den jeweiligen Programmen gehört. Martin Berkhan hat einen speziellen Trainingsplan für Leangains.
https://fitness-experts.de/muskelaufbau/leangains-traingsplan
Ist das System jetzt besser als der „5×5 oder Starting Strength Plan“? Wo liegen die Vor- und Nachteile der Trainigsvarianten? Geht es nur darum, die Trainingsvarianten zu wechseln?
Es gibt nicht einfach besser oder schlechter. Du musst den passenden Trainingsplan für deine aktuelle Situation finden.
Myo-Reps ist etwas für Fortgeschrittene. Starting Strength etwas für Anfänger.
Wieviel Übungen für grosse und wieviel für kleine Muskel sind Ratsam ?
Frag im Forum.
Wieviele Übungen für große und wieviele für kleine ?
Bitte alle deine Fragen richtig ausformulieren und dich hier beraten lassen: https://fitness-experts.de/forum/index.php?/forum/19-community-beratung/
Also heißt das ich das lyle McDonald 2er Split mit myo reps anwenden kann ?
Ja. Aber beachte für welche Übungen Myo-Reps nichts ist! (im artikel)